Unser Gehirn ist entstanden und darauf optimiert, dass wir überleben und uns somit fortpflanzen können. Es ist nicht entstanden, um korrekte Erinnerungen (dauerhaft) abzuspeichern oder logisch sinnvoll zu handeln (auch wenn das häufig nützlich ist). Steht dies im Konflikt mit – auch nur vermeintlich – überlebenswichtigeren Dingen, wie z. B. Kampf oder Flucht, Zugehörigkeit zur „Horde“ oder Abwehr von Schuld… hat dies Vorrang und die „objektive Wahrheit“ somit das Nachsehen. Im übrigen erklärt dies auch, warum wir uns und unsere Vergangenheit häufig im Rückblick positiver sehen, als diese vielleicht war. Der Sinn liegt darin, dass wir optimistischer werden zukünftige Anforderungen bewältigen zu können. Unsere Motivation, die Chance zu überleben und nebenbei unsere Lebensqualität wird also besser.
Unter hochgradiger Belastung (Trauma auch Dauerstress) schaltet unser Gehirn in einen Notfallmodus, um bereit für Kampf (fight) oder Flucht (flight) oder Erstarren (freeze) oder gar Unterwerfung (submit) zu sein. Es entsteht eine "fragmentierte" Erinnerung, also Bruchstücke aus Bildern, Gedankenfetzen, Geräuschen, Körperempfindungen, Gefühlen… Diese „sollen“ uns vor erneuter Gefahr warnen, verursachen aber hohen Stress und ständigen "Fehlalarm". Unsere Erinnerungen werden also in Richtung negativ, pessimistisch verzerrt. Die Lebensqualität leidet massiv.
Unser Gehirn / Gedächtnis ist also von Haus aus unzuverlässig und dies ganz besonders in Situationen in denen die Alarmfunktion aktiviert ist. Das erklärt warum alles, was auch nur entfernt der (vermeintlich) bedrohlichen oder belastenden Situation ähnelt, Alarm auslöst und dies auch noch Jahrzehnte später.
Unsere Anlagen, die Welt auf diese unsere Art zu sehen, zu überleben, zu deuten, werden an die nächste Generation weitergegeben.